Willkommenskultur in der Bibliothek
Europa ist mit einer der größten Fluchtbewegungen seit Jahrzehnten konfrontiert. Die Gründe dafür: die Kriege in Syrien und dem Irak, bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen, verschlechterte Sicherheits- und humanitäre Bedingungen in vielen Staaten.
Was haben Bibliotheken damit zu tun? Natürlich: Bibliotheken sind nicht die ersten Stationen für Menschen auf der Flucht. Für sie geht es zuallererst ums Überleben. Dann um die Basisbedürfnisse. Doch wenn diese einmal gedeckt sind, wenn das Warten eintritt, auf eine Nachricht, einen Bescheid, dann braucht der Mensch mehr als Jeans, Flipflops und Zahnbürste. Wenn Wege zu erledigen sind, Kontakte geknüpft werden wollen, sind Kenntnisse der Landessprache erforderlich. Wenn der Geist beschäftigt werden will, wenn eine Auszeit in einer anderen Welt nötig ist, braucht es das, was wir unter Kultur zusammenfassen. Dann braucht es auch Bibliotheken.
Bibliotheken helfen
Bibliotheken sammeln Spenden. Sie öffnen ihre Türen, um Flüchtlingen einen Ort zu geben, wo sie sich aufhalten und austauschen können, wo sie Computer und Internet nutzen können, wo sie Medien finden. Sie laden zu Führungen und Konversationsrunden. Manche bieten Deutschkurse an oder stellen Unterrichtsräume zur Verfügung. Wenn die Flüchtlinge nicht zu ihnen finden, bringen sie Medien in ihre Unterkünfte. Sie zeigen ein freundliches Gesicht und sträuben sich gegen Vorurteile.
Die Arbeit ist erst am Anfang. Und einfach ist sie nicht: Kontakt aufzunehmen, Kooperationen aufzubauen, sinnvolle Hilfe anzubieten, das erfordert Hartnäckigkeit, Geduld und Sensibilität.
Kommunikation beginnen
Nicht alle Flüchtlinge, die ankommen, werden bleiben. Viele werden einen unbestimmten Zeitraum in Österreich sein und dann wird ihre Reise weitergehen, man kann ihnen nur wünschen, mit gutem Ausgang. Andere werden hier ein neues Leben zu beginnen versuchen. Doch unabhängig von der Dauer des Aufenthalts ist es sinnvoll, notwendig und eigentlich selbstverständlich, sich dafür einzusetzen, dass sie in die Gesellschaft aufgenommen werden. Nur wenn ihnen die Sprache, die Werte, die Kultur des Landes vermittelt werden, haben sie die Chance, sich in einer fremden Umgebung einzufinden. Und nur wenn die hier ansässigen Menschen bereit sind, die Neuangekommenen kennenzulernen, sich mit ihrem Hintergrund auseinanderzusetzen, kann eine Kommunikation beginnen. Zum Beispiel mit einem „Willkommen“.
Beitrag zur Willkommenskultur
Einen Beitrag zur Willkommenskultur: Das können Bibliotheken leisten, die oft das Herzstück ihrer Gemeinde sind. Das müssen öffentliche Bibliotheken leisten, die ihrem Leitbild nach die Aufgabe haben, Zugang zu Information, Bildung, Kultur für alle zu gewährleisten. Und darin können sie nicht zuletzt eine weitere Chance sehen, ihre gesellschaftspolitische Funktion zu legitimieren.
Projekt "Grenzenlos lesen"
Der Büchereiverband Österreichs unterstützt Sie bei dieser Arbeit mit dem Projekt „Grenzenlos lesen“ – gemeinsam können wir zu einer Willkommenskultur in unserer Gesellschaft beitragen!