Leseförderung anhand des Spiralcurriculums

Leseförderung ist wichtiger denn je und eine zentrale Aufgabenstellung für Bibliotheken. Wie aber schaffen es Bibliotheken, Kinder zu LeserInnen zu machen? Einmalige Veranstaltungen sind Strohfeuer, die schnell verpuffen. Gerade in der heutigen Zeit, die von schnellen Veränderungen im Medienbereich geprägt ist, ist es umso wichtiger, Struktur und Kontinuität in der Leseförder-Arbeit der Bibliothek zu verankern.

AutorIn: 
Ute Hachmann


In den 1990er-Jahren wurde in Deutschland durch das Projekt „Medienpartner Bibliothek und Schule“ der Bertelsmann-Stiftung die Diskussion über eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken und Schulen angestoßen. Seither etablierten sich viele Bildungspartnerschaften. Die Zusammenarbeit wird oft durch Kooperationsverträge mit den Schulen geregelt. Hier liegen sogenannte Spiralcurricula zugrunde, die den Lernort Bibliothek immer wieder an die Lernziele der Schule andocken lassen. Der Begriff „Spiralcurriculum“ kommt aus dem schulischen Kontext und beschreibt ein didaktisches Konzept zur Anordnung des Lernstoffes. Bibliotheken haben diesen Begriff adaptiert und mit eigenen Angeboten gefüllt.

 

Die Programme in Zusammenarbeit mit den Schulen erreichen in der Regel Kinder ab sechs Jahren. Doch der Motivationsschub zum Geschichtenhören und Bilderbuchbetrachten setzt viel früher ein. Die Stiftung Lesen wie auch engagierte Bibliotheken legten daher den Fokus zunehmend auf die Zeit vor der Schule und ergänzten die Spiralcurricula um den Bereich der frühkindlichen Leseförderung.

 

Angebote von XXS bis XXL

Belegt durch die Erkenntnisse der Hirnforschung, dass das Zeitfenster für neuronale Neuverknüpfungen in den ersten Jahren am größten ist, wurden immer mehr Programme mit Blick auf Babys und Kleinkinder entwickelt. Eine der ersten deutschen Bibliotheken mit literarischer Krabbelgruppe war die Stadtbücherei Würzburg. Während die Kinder mit Pappbilderbüchern, Stofftieren, Fingerspielen und Reimen animiert wurden, lernten die Eltern die Angebote der Bibliotheken kennen.

 

Die wichtigsten Bibliotheksangebote für diese Zielgruppe sind sicherlich die Buchstart-Programme, bei denen Eltern frühzeitig ein Paket mit dem ersten Bilderbuch geschenkt bekommen. Dies geschieht in der Regel in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Krankenhaus oder Kinderärzten.

 

Um Eltern mit Kindern früh an die Institution Bibliothek zu binden, sind Krabbeltreffs in Bibliotheken beliebt. Auch Medienkisten-Services für Mutter-Kind-Gruppen oder Wartezimmerbibliotheken bei Kinderärzten zeigen die Bandbreite von Bibliotheken und animieren zum Bibliotheksbesuch.

 

Kindergärten, Familienzentren, Kitas

Für die Zielgruppe der Kinder im Kindergartenalter sind Kitas, Familienzentren und Kindergärten wichtige Bildungspartner. In Kooperationsvereinbarungen werden regelmäßige Bibliotheksbesuche mit unterschiedlichen Schwerpunkten vereinbart. Spielerische Einführungen in Räumlichkeiten und Nutzung der Bibliothek fördern die Eigenmotivation der Kinder. Vorleseprogramme oder Sprachtrainings können weitere Inhalte sein. Wichtig ist, dass die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Bibliothek nicht dem Zufall überlassen wird.

 

Viele Bibliotheken kooperieren mittlerweile auch mit Betreuungseinrichtungen für Vorschulkinder. Als Beispiele seien die Berliner City-Bibliothek mit ihrem Programm „Kinder werden WortStark“ und die Stadtbibliothek in Brilon mit ihrem Konzept der Leselatte genannt.

 

Kooperationen mit Schulen

Mit dem Schuleintritt der Kinder docken die Bibliotheken mit ihren Angeboten an die Lehrpläne der Schulen an. In den Grundschuljahren ist es wichtig, die Kinder beim Prozess des Lesenlernens und der Lesemotivation zu begleiten. Hier haben Bibliotheken die große Chance, den Kindern eine dauerhafte Liebe zum Buch und zur Bibliothek zu vermitteln. Beispiele für Aktionen sind Klassenführungen, Buchwerkstätten, Autorenlesungen oder Lesenächte.
Auch die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Ganztagsbetreuungen der Schulen kann gute Erfolge zeigen. Unbedingt zu erwähnen sind auch die zahlreichen Leseclub-Initiativen in den Sommerferien, die sich in den letzten zehn Jahren etabliert haben. So verknüpft der Sommerleseclub den Lesespaß mit einer Anerkennung der Leseleistung in der Schule.

 

Bibliotheksangebote für SchülerInnen der weiterführenden Schulen sind bunt und vielfältig: Methodentraining, Rechercheübungen, Unterricht in der Bibliothek, Rallyes, Literatursuche, aber auch Spaß und Spiel rund um Jugendliteratur werden geboten.

 

Heute ist es für Öffentliche Bibliotheken wichtig, wenn nicht sogar überlebenswichtig, Konzepte zu entwickeln, auf deren Grundlage Eltern und Kinder mit dem Lesen und dem Ort Bibliothek vertraut gemacht werden. Mit Spaß, Freude und vor allen Dingen Kontinuität sollten sie sich auf den Weg machen und immer wieder an die Erlebenswelten von Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen andocken.

 

 

Zurück ...