Ganz einfach lesen!

Viele Kinder und Jugendliche tun sich schwer mit dem Lesen. Immer mehr Buchverlage setzen auf kurze Lesetexte in großer Schrift und einfacher Sprache und tragen so ihren Teil zur Leseförderung bei.

AutorIn: 
Regina Stolze-Witting


In den vergangenen Jahren zeigen sich Kinder- und Jugendbuchverlage vielseitig bemüht, mit ihren Programmen verstärkt auf diagnostizierte Leseschwächen Rücksicht zu nehmen: sei es hinsichtlich der Schriftgröße oder Ausstattung mit Illustrationen, sei es mit besonderen Effekten und Bonusmaterial oder mit der Entwicklung neuer Genres, etwas dem Comic-Roman.

 

Heldenfiguren wie Superman, Batman oder die Welt von Star Trek binden bereits ErstleserInnen an Reihen. Monster und Dinosaurier, Pferde und Zauberpferde sowie Krimis machen das Lesen dann für Kinder ab acht Jahren zu einem spannenden Vergnügen. Und erst recht kann sich kaum eine/r der 10-Jährigen der Fülle an schrägen, skurillen, flapsigen, im Jargon der Zeit verfassten Comic-Romanen widersetzen, die momentan die Regale „fluten“. Alles Konzepte, die erfolgreich daran arbeiten, aus Wenig- bis NichtleserInnen „wahre“ LeserInnen werden zu lassen. Viele Mütter atmen erleichtert auf, wenn ihre bisher als  „lesefaul“ eingestuften Kinder über die Lektüre von „Gregs Tagebuch“ oder „Hugo Cabret“ endlich einen Weg zum Buch und somit zum Lesen gefunden haben. Ab dem Lesealter von zwölf Jahren wird es dann allerdings schon ein wenig schwieriger. Der Trend zu dicken Wälzern im Bereich Fantasy und Dystopie ist ungebrochen heftig – vor allem für begeisterte und ausdauernde LeserInnen. Ebenso beliebt sind die Reihen der Action-, Agenten-, Krimi- und Mädchenromane, aber auch hier schrecken Umfang, Sprache und Komplexität der Texte viele ab. Mit welcher Art von Literatur spricht man aber jene 12-Jährigen an, die dem Lesen nicht zugeneigt sind und die trotz vielfachen Bemühens immer noch keinen Zugang zum Buch oder zur Literatur gefunden haben? Mit dieser Fragestellung setzen sich BibliothekarInnen und LehrerInnen bereits verstärkt auseinander: Hat der Buchmarkt mit der Form der „vereinfachten Lesetexte“ auf diese Frage bereits eine mögliche Antwort gefunden?

 

Short & Easy

Das Konzept des Ravensburger Verlags wurde vor einigen Jahren mit dem Ziel entwickelt, eine Reihe von Taschenbüchern anzubieten, die sich unter anderem auch als Schullektüre eignen. Inzwischen wird die Reihe auf der Website wie folgt beworben: „Die Titel der Reihe sind für Jugendliche mit Leseschwierigkeiten konzipiert und bieten:

  • eine Gliederung des Textes in leicht zu erfassenden Sinnschritten,
  • eine angemessene Schriftgröße,
  • zahlreiche Illustrationen,
  • einen geringen Textumfang,
  • eine einfache Sprache und einen einfachen Satzbau,
  • Themen, die Jugendliche interessieren.

Dadurch ist es auch ungeübten Leserinnen und Lesern möglich, 'ein ganzes Buch' zu lesen. Dieses Erfolgserlebnis kann Schülerinnen und Schülern … Mut machen, auch in ihrer Freizeit zu lesen.“

Bei "Short & Easy" finden sich sehr viele bekannte Autoren wie Jochen Till, Stefan Hagemann, Brigitte Blobel, Wolfgang Hänel und Werner Färber, die auch in Verlagen wie Arena (Reihe "Real Life") vor allem im Genre „der problemorientierten Jugendliteratur“ veröffentlichen. Unterstützend zum Angebot an erzählenden Texten gibt es für PädagogInnen zusätzlich noch Unterrichtsmaterialien, die eine Aufbereitung für Schule oder in Bibliothek ermöglichen.

 

K.L.A.R.

Beim Verlag an der Ruhr (zwischenzeitlich dem Lehr- und Schulbuchverlag Cornelsen zugehörig) geht die Initiative vom pädagogischen Sachbuchverlag aus. Mit dem Ziel, leseschwache Jugendliche zu erreichen, ist daraus die Reihe "K.L.A.R." (K=Kurz, L=Leicht, A=Aktuell, R=Real) entstanden. Auch hier ist auf der Website nachzulesen: „Leseschwache Schüler geben schnell frustriert auf, wenn die Lektüre zu schwer, zu lang und zu langweilig ist ..."

 

Die "K.L.A.R."-Taschenbuchreihe widmet sich auf maximal 100 Seiten in großer Schrift und leicht verständlicher Sprache gängigen Themen für Jugendliche. Außerdem bietet der Verlag käuflich erwerbbares Unterrichtsmaterial an. Seit dem Frühjahrsprogramm 2013 wird zudem versucht, das Konzept auf noch jüngere Zielgruppen auszudehnen und Altersgruppen zwischen sieben  bis elf bzw. zwölf Jahren anzusprechen. Jeder Text wird in drei verschiedenen Versionen herausgebracht: einmal für die Altersgruppe der klassischen ErstleserInnen (ab 6/7 Jahren), für die ZweitleserInnen (ab 8 Jahren) sowie für die ab 10-Jährigen. Der Titel bleibt jeweils der gleiche, es ändern sich allerdings die Anzahl der Wörter, die Schriftgröße und der Satzbau.

 

Brücke zu anspruchsvolleren Literatur?

Bei beiden Reihen steht die Auseinandersetzung mit der Alltagswelt im Mittelpunkt. Kurz, überschaubar und einfach können diese Bücher im Idealfall eine Brücke zu anspruchsvollerer Literatur weiterer Verlage darstellen – wie bei Arena die Reihe „Real Life“ oder bei Kosmos „21st Century Thrill". Bei CBJ stehen hierfür AutorInnen wie Carolin Feher, Brigitte Blobel oder Jana Frey, bei Beltz Tobias Elsässer oder Katharina Bredow und bei Thienemann Alice Gabathuler oder Markus Borlik, um nur einige zu nennen.

Interessant ist diese Thematik besonders für kombinierte Öffentliche Bibliotheken, die als Schulbibliothek sowohl LehrerInnen als auch Jugendliche ansprechen – auch im Sinne der Bereitstellung einfacher Lesetexte zum Deutschlernen (Verlag Hueber: Deutsch als Fremdsprache – Leichte Lektüre).

 

 

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