Veranstaltungen: Mit wem? Warum? Für wen?

Oder auch: Wer soll denn das bezahlen? Was fällt da alles an an (unbezahlter) Arbeit? Wer macht all diese Arbeit? Und wo führen wir die Veranstaltung überhaupt durch? Verlangen wir Eintritt oder schreckt das eher ab? Und brauchen wir ein Buffet und Getränke für nachher?

AutorIn: 
Peter Baier-Kreiner


Mindestens so viele W-Fragen wie bei der Pressearbeit! Mindestens sechs, vielleicht sogar ja acht Fragen, die es allein bei der Medienarbeit zu beantworten gilt, und die ist ja nur ein Teil einer Veranstaltung. Dazu kommen dann noch die vielen Fragen im Vorfeld der Veranstaltung und in Bezug auf die tatsächliche Durchführung, macht in Summe locker 14, 15, 16 Fragen! Und aus dem Stand nicht ganz so viele Antworten ...

 

Und woran du da alles denken musst!

Mit dem Planen beginnen am besten schon im Frühjahr für den Herbst oder eben im Herbst für das nächste Frühjahr! Warum? Damit Lesungen nicht immer nur in der Volkshochschule oder übers Bildungswerk oder in der örtlichen Buchhandlung stattfinden. Damit wir als Bibliothek auch einmal gut dastehen in der Öffentlichkeit mit unserer Arbeit, mit unserer Öffentlichkeitsarbeit. Damit sich die Leute sagen: Schaut her, die können das aber auch gut, die von der Bibliothek, das war wirklich ein toller Abend. Und so viele Leute bei der Lesung! Und ich hab mir eine Lesung immer langweilig vorgestellt!

 

Aber der ist so was von einem Netten, der Dichter! So was von unkompliziert!

 

Aber wen einladen? Einen Autor für die Leser, die oft zu uns kommen, eher also einen für die Frauen vielleicht, einen, der Krimis schreibt? Oder eher wen für die Männer, damit die auch einmal in die Bibliothek herfinden – eine Frau vielleicht? Die Eva Rossmann? Oder jemanden aus der Gegend, den viele kennen? Der ist wahrscheinlich billiger – 400 Euro musst du gleich einmal rechnen, heißt es, da kommen dann vielleicht sogar noch 20 Prozent Steuer dazu, und dann wird er ja auch nicht mehr heimfahren wollen mitten in der Nacht, dann braucht er ein Hotelzimmer, das muss man rechtzeitig buchen, und das will er sich vielleicht nicht unbedingt selber zahlen, der Künstler ... Hungrig wird er auch sein nach der Lesung ... Und irgendwas müssen wir uns da schon unterschreiben lassen, wenn er sein Geld bekommt.

 

Und wie komm ich jetzt zu dem? Über den Verlag? Im Telefonbuch wird der vielleicht nicht stehen, nicht einmal im Herold ... Bekommen wir da Plakate vom Verlag oder müssen wir selber was basteln? Flugzettel wären auch gut, irgendwas zum Mitgeben für die Leute, aber nichts so herumgemurkst Handgeschriebenes, lieber richtig in Farbe mit einem Foto vom Dichter drauf und dem Logo unserer Bibliothek drunter! Vielleicht zahlt ja die Raika den Druck von richtigen Plakaten und Flyern! Sponsoring nennt man das wohl …

 

Und wann machen wir das? An einem Wochentag oder eher zum Wochenende hin? Und lieber im Frühjahr, eher bald vielleicht, wenn noch nicht so viel los ist? Oder im Herbst – dann, wenn alle was machen? Und lieber um sieben schon anfangen oder eher um acht? Und wie lange wird der überhaupt lesen? Und sieht der genug bei unserer schwachen Deckenbeleuchtung – oder brauchen wir da eine Leselampe? Und macht da wer einen Büchertisch, vielleicht wer vom Ort? Was, wenn überhaupt keine Leute kommen zur Dichterlesung? Und was, wenn zu viele Leute kommen, wo sollen wir die alle unterbringen in unserer kleinen Bibliothek? Und wo nehmen wir die vielen Sesseln her? Und müssen wir den abholen vom Bahnhof, den Dichter, oder kommt der mit seinem Auto? Und muss da wer eine Rede halten vor der Lesung? Und müssen wir den Raum festlich schmücken? Und geht das ohne Mikrofon? Und was reden wir mit dem nachher – wir kennen den doch gar nicht?

 

Dann die Plakate aufhängen, sicher 4 bis 6 Wochen vorher, heißt es! Und die Handzettel rechtzeitig mitgeben, viele unserer Leser kommen ja nur einmal im Monat zu uns! Und die Gemeindezeitung informieren, dass die uns das ordentlich ankündigen, und die Rundschau vor Ort, und alles auf unsere Homepage stellen und ja nichts vergessen – dass der was zu trinken hat an seinem Lesetisch und den Bürgermeister einladen und den ganzen Pfarrgemeinderat und hoffentlich finden alle her zu uns …

 

Veranstaltungen in öffentlichen Bibliotheken? Klar doch!

Am besten mit Wolf Haas – quasi Selbstläufer! Er wird aber nicht wirklich kommen, liest nur mehr in großen Häusern; in großen Hallen von großen Städten. Schade eigentlich! Dann halt mit Daniel Glattauer oder Alfred Komarek oder Maja Haderlap oder Christine Nöstlinger, obwohl – die wird vielleicht auch nicht kommen. Reist nicht mehr so gern herum in ihrem Alter – ist ja auch verständlich und zu respektieren! Dann halt mit Renate Habinger, die macht das super, Workshops mit Zeichnen und Papier, und wenn die Kinder Glück haben, hat sie sogar ihren Hund dabei! Den Schnuffel! Die macht das richtig gern, die Renate Habinger – herumreisen und mit Kindern kreativ sein! Weil es ihr, glaube ich, Spaß macht. Weil sie zum Teil auch davon leben muss, klar! Aber auch, weil es ihr Spaß macht!

 

Warum Veranstaltungen in öffentlichen Bibliotheken? Weil es Spaß macht!

Dem Publikum, der Autorin oder dem Autor hoffentlich auch, in jedem Fall dem Team der Bibliothek. Für wen? Für alle, die kommen wollen, um die Bibliothek zu erleben als einen Ort, der mehr kann und bietet, als verstaubte Bücher in verstaubten Regalen bereitzustellen. Wer das bezahlen soll? Na ja, das sollte sich doch wohl ausgehen aus dem Budget, das die Bibliothek vom Träger erhält – sonst muss er es halt zukünftig aufstocken ...

 

Viel fällt da an an unbezahlter Arbeit. Die man ja auch einmal honorieren könnte ... Weil es nämlich viele Bibliotheken gibt, in denen Bibliothekarinnen (ohne Binnen-I) ihre Arbeit auch gerne und unbezahlt machen – die sich allerdings selten bis nie über Veranstaltungen drüber trauen, auch wenn sie gerne würden. Und sicher nicht im Turnsaal der Volksschule, sondern in der Bibliothek, auch klar. Weil die längst kein verstaubter Ort mit verstaubten Büchern in verstaubten Regalen mehr ist … Und mit der Volkshochschule höchstens als Partner, wenn sie wollen – dann sollen sie aber auch die Hälfte des Honorars zahlen!

 

Warum Veranstaltungen in öffentlichen Bibliotheken? Damit die, die beim ersten Mal dabei waren, sich sagen: Da geh ich das nächste Mal auch wieder hin! Und zu denen, die beim ersten Mal nicht dabei waren, sagen: Da musst du aber das nächste Mal unbedingt auch hingehen!

 

 

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