Living Library

Zeitdauer: 
Ca. 90 Minuten
Anzahl der TeilnehmerInnen: 
Max. 10 bis 12 „lebende Bücher“ und pro Station nicht mehr als 6 BesucherInnen
Bibliothek: 
Stadt:Bibliothek Salzburg
Beitrag von: 
Peter Baier-Kreiner
Idee nach: 
Beschreibung: 

Eine „Living Library“ zielt auf verstärkte mündliche Kommunikation zwischen Personen- oder Bevölkerungsgruppen ab, die aus unterschiedlichen Gründen wenig Kontakt zueinander haben, und fördert so Toleranz und wechselseitiges Verständnis. „Entlehnt“ werden nicht herkömmliche Medien, vielmehr stehen Menschen für eine kurze Zeit für Gespräche bereit, um Informationen über ihre Herkunft, ihr kulturelles und soziales Umfeld, ihre Lebensumstände zu liefern. Idealerweise baut eine „Living Library“ Vorurteile ab, bekämpft soziale Ausgrenzung und hinterfragt stereotype Meinungen und Haltungen – von beiden Seiten!

 

Ablauf:

Eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn treffen die „lebenden Bücher“ in der Bibliothek ein. Es werden Stationen und Nischen in der Bibliothek aufgebaut und eingerichtet, die nach Möglichkeit weit genug voneinander entfernt sind, sodass die Gespräche einander gegenseitig nicht stören (pro Station maximal sechs Stühle, ein bequemer Stuhl für das „lebende Buch“). Nach dem Eintreffen der Gäste findet eine allgemeine Begrüßung im Kreis der „lebenden Bücher“ statt, anschließend beziehen diese ihre Plätze und sind ab sofort für Gespräche „entlehnbar“.

 

Es empfiehlt sich der Ratschlag an die BesucherInnen, nicht allzu lang bei einem „lebenden Buch“ zu verweilen, sondern mehrere Stationen aufzusuchen. Im Allgemeinen wird ein Gast nicht mehr als drei bis vier, maximal fünf Stationen pro Veranstaltung aufsuchen, also nicht alle Bücher „entlehnen“. Zu Beginn sollte ein Hinweis auf die maximale Dauer der Veranstaltung gegeben werden, in der Folge ist es sinnvoll, nach etwa einer Stunde durchzusagen, dass noch eine halbe Stunde Zeit bleibt, um weitere Stationen aufzusuchen und Gespräche zu führen.

 

Die Anwesenheit von zumindest zwei Betreuungspersonen ist notwendig, um einen einigermaßen ausgewogenen Besuch bei den einzelnen Stationen zu steuern und gegebenenfalls auch bei sprachlichen Schwierigkeiten auszuhelfen.

 

Je nach Ausrichtung der Veranstaltung kann die „Living Library“ unter ein spezielles Motto gestellt werden, also etwa das Thema "Flüchtlinge" aufgreifen oder die Arbeitssituation für Menschen mit Migrationshintergrund oder auch die Asylpolitik in den Vordergrund stellen. Es sollte jedoch beachtet werden, dass die „lebenden Bücher“ umso auskunftsscheuer sind, je heikler die vorgegebenen Themen und das dazugehörige Umfeld sind (etwa bei laufenden Asylverfahren).

Vorbereitung: 

Vorab muss eine klare Entscheidung getroffen werden, welche Personengruppen im Bestfall zusammengeführt werden sollen: Das kann sich aus der Bevölkerungsstruktur eines Ortes bzw. einer Gemeinde ergeben, aber auch über kleinräumige „Problemzonen“ definiert werden (Ortsteile oder Viertel, in denen viele Menschen mit Migrationshintergrund leben oder nachbarschaftliche Defizite offenliegen; Wohnsiedlungen, in denen es zwischen den Generationen – meist Erwachsene und Jugendliche – Schwierigkeiten gibt).


Im Anschluss erfolgt die Kontaktaufnahme mit den möglichen „lebenden Büchern“ und die Klärung der Frage, ob sie sich für eine derartige Veranstaltung zur Verfügung stellen würden. Eventuell kann man ein geringes „Anerkennungshonorar“ in Aussicht stellen (z. B. 30 Euro pro Person).

 

Zumindest ein gemeinsames Treffen mit allen InteressentInnen im Vorfeld erscheint sinnvoll, um die Stoßrichtung der Veranstaltung zu skizzieren und den Ablauf festzulegen. Die „lebenden Bücher“ geben nur das preis, wozu sie von sich aus bereit sind, und sie haben natürlich das Recht, auf allzu persönliche Fragen keine Auskunft zu geben.

Material und Rahmenbedingungen: 

Eventuell kann man einen „Katalog“ über die „lebenden Bücher“, die im Rahmen der Veranstaltung ausgeliehen werden können, vorbereiten: Dieser enthält kurze Lebensläufe der Beteiligten (Herkunft, familiäre Umstände, beruflicher Werdegang, Interessen, Sorgen, Wünsche …) mit Foto. Die Lebensläufe (maximal ein A4-Blatt pro Person) werden in einer Mappe gesammelt und einige Male vervielfältigt. Der „Katalog“ dient als Erstinformation und Entscheidungshilfe, welche(s) der zur Verfügung stehenden „lebenden Bücher“ die/der BesucherIn entlehnen möchte. Es empfiehlt sich, das jeweilige Blatt, vergrößert auf A3, zusätzlich an der betreffenden Station sichtbar zu platzieren, wo das „lebende Buch“ zur Verfügung steht.

Anmerkungen: 

Der Begriff „Living Library“ tauchte erstmals Mitte der Neunzigerjahre auf und geht auf die Idee einer dänischen Jugendinitiative zurück. Seither wurde das Format in vielen Ländern und Bereichen adaptiert und kann auch unter diesem Namen problemlos verwendet werden. Eine Initiative aus Österreich mit Sitz und Haupttätigkeitsfeld in Wien firmiert als Verein „Living Books“, bietet seine Veranstaltungen z. B. der Hauptbücherei Wien regelmäßig an, hat sich den Namen allerdings schützen lassen, sodass von einer Variante unter dem Titel „Living Books“ dringend abzuraten ist.

 

 

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