Der Büchereiverband Österreichs lädt wieder zum größten Literaturfestival des Landes: Eröffnet wird „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ (15. bis 21. Oktober 2018) im Rahmen einer Gala mit einer Rede von Teresa Präauer.

 

Freuen kann man sich bei Veranstaltungen in allen Bundesländern unter anderem auf Judith W. Taschler, Robert Menasse, Mareike Fallwickl, Stefan Slupetzky, Andreas Föhr oder Rainer Nikowitz. Zahlreiche Lesungen und Gespräche sind anlässlich des diesjährigen Republik-Jubiläums der „Geschichte in Geschichten“ gewidmet. Erwartet werden dazu u. a. Anton Pelinka, Gerhard Jelinek, Oliver Rathkolb, Anna Mitgutsch, Theodora Bauer, Laura Freudenthaler, Niki Glattauer und Rachel van Kooij.

 

Auch in diesem Jahr gibt eine Broschüre mit literarischen Porträts Einblick in die Lebensgeschichten und tägliche Arbeit von BibliothekarInnen. So erfährt man, dass Heide Bolt nicht nur Bibliothekarin der Mediathek Völkermarkt, sondern auch eine begnadete Märchenerzählerin ist und Stephanie Brandauer als Leiterin der Markt- und Schulbücherei jen.buch die Geschichte des Ortes mitgestaltet und sie als offizielle Chronistin auch mitschreibt. Jean-Pierre Sageder teilt seine Liebe zu Jazz mit den BewohnerInnen von Hagenberg: Er  hat in der örtlichen Pfarr- und Gemeindebibliothek eine umfangreiche Sammlung an Musikbüchern aufgebaut. Johann Koller von der Stadtbücherei Zwettl ist zwar Bibliothekar, geht aber eher wie ein Gärtner vor, der die verschiedenen Sammlungen organisch wachsen lässt. Daniela Fidler von der Gemeindebücherei Wimpassing wiederum gehen einige ihrer Buch-HeldInnen so sehr unter die Haut, dass sie darauf als Tattoos wieder auftauchen. Kraft für die Herausforderungen, die das Leben bereit hält, findet Michael Schuiki von der Mosaik Bibliothek Graz in der Zusammenarbeit mit seinen KollegInnen mit Behinderung. Maud Koch, Kinderbibliothekarin der Stadt:Bibliothek Salzburg wird von den jungen LeserInnen, die sie berät, auch auf der Straße freudig begrüßt. Und Karin Ganahl-Gassner berät die BesucherInnen der Walserbibliothek St. Gerold auch gerne mal außerhalb der Öffnungszeiten.

 

Zwischen diesen literarischen Porträts, die wie im vergangenen Jahr von der Schriftstellerin Barbi Marković stammen, geben Illustrationen vom Wiener Grafikbüro Bureau F augenzwinkernd einen ungewöhnlichen Einblick in die österreichische Bibliothekswelt. Fotografiert wurden die vorgestellten BibliothekarInnen von der Künstlerin Elsa Okazaki.

 

Eröffnung mit Teresa Präauer

Die diesjährige Eröffnungsgala von „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ findet in der Österreichischen Nationalbibliothek statt und steht im Zeichen des 650-Jahr-Jubiläums der größten Bibliothek des Landes. Die Festrede mit dem Titel „Finden ohne Suchen – Ein Plädoyer für die Freihandbibliothek“ hält die österreichische Schriftstellerin Teresa Präauer. (15. Oktober, Österreichische Nationalbibliothek, Wien, nur mit Einladung)

 

Geschichte in Geschichten

„Die über 1.300 öffentlichen Büchereien zählen zu den zentralen demokratischen Einrichtungen unseres Landes. Besonders im Jubiläumsjahr ‚100 Jahre Republik Österreich‘ sind sie sich ihrer wichtigen Vermittlerfunktion bewusst“, betont Markus Feigl. „Wie schon das ganze Jahr über werden auch bei ‚Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek‘ zahlreiche Autorinnen und Autoren ihre Bücher im Rahmen der vom BVÖ betreuten Veranstaltungsreihe ‚Geschichte in Geschichten‘ in Büchereien in ganz Österreich vorstellen. Die Aktion ist Teil der Büchereiförderung des Bundes und rückt Literatur in den Fokus, die geschichtliche Ereignisse literarisch verarbeitet bzw. als Sachbuch aufbereitet.“

 

Der Politikwissenschafter Anton Pelinka, der Journalist Gerhard Jelinek und der Historiker Oliver Rathkolb gehen in ihren Sachbüchern gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der Republik nach. Herbert Lackner erzählt in „Die Flucht der Dichter und Denker – Wie Europas Künstler und Wissenschaftler den Nazis entkamen“ Flüchtlingsgeschichten mit vielen Parallelen zu heute. Theodora Bauer widmet ihren Roman „Chikago“ den burgenländischen Auswanderern der 1920er Jahre, die sich in den USA eine bessere Zukunft erhofften. In Anna Mitgutschs Familienroman „Die Annäherung“ sucht eine Tochter Antworten darauf, ob – entgegen seinen lebenslangen Beteuerungen – ihr betagter Vater sich als Wehrmachtsangehöriger schuldig gemacht hat. Laura Freudenthaler verwebt in „Die Königin schweigt“ Vergangenheit und Gegenwart zu einem eindringlichen literarischen Porträt einer ganzen Generation.

 

Zahlreiche Veranstaltungen sind Kinder- und Jugendbüchern gewidmet: Rachel van Kooij begibt sich im Jugendroman „Eine Handvoll Karten“ auf die Spur von Leny Goldstein, die im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau ermordet wurde. In Niki Glattauers und Verena Hochleitners illustriertem Kinderbuch „Flucht“ erfährt man was es heißt, wenn eine Katastrophe im Einzelschicksal ankommt.

 

Weitere Höhepunkte von „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“

Zeitgeschichtliches ist auch Thema der Romane von Robert Menasse, der im Offenen Haus Oberwart über seinen preisgekrönten EU-Roman „Die Hauptstadt“ spricht, und Olivier Guez, der mit seinem Tatsachenroman „Das Verschwinden des Josef Mengele“ in die Wiener Hauptbücherei am Gürtel kommt.

 

Mehrere AutorInnen gehen in ihren Romanen, Erzählbänden und Sachbüchern den existenziellen Dinge und großen Wendepunkten im Leben nach: U. a. stellt  Judith W. Taschler ihren aktuellen Roman „David“ über Familienbeziehungen und Identität in der Öffentliche Bibliothek Lichtenberg vor. Nadine Kegele gibt in der Stadtbücherei Dornbirn mit „Lieben muss man unfrisiert“ Einblicke in das Selbstverständnis und die Rollenbilder von Frauen und in der Bücherei Grünau im Almtal wirft Hans Platzgumer mit „Drei Sekunden Jetzt“ die Frage auf: „Kann man leben, ohne zu wissen, wer man wirklich ist?“

 

In der Bücherei Am Schöpfwerk porträtiert Amaryllis Sommerer mit „Lieblinge der Götter“ eine Generation auf der kompromisslosen Suche nach Selbstverwirklichung und einige „Österreich liest“-Veranstaltungen präsentieren aktuelle Debütromane: Die Öffentliche Bibliothek der Pfarre Bad Ischl hat Günter Wels mit „Edelweiß“ über einen Fallschirmagenten-Einsatzes im Zweiten Weltkrieg zu Gast und Mareike Fallwickl, die in der Steiermärkischen Landesbibliothek liest, hat mit „Dunkelgrün, fast schwarz“ über die Facetten der Freundschaft geschrieben.

 

Aber auch für Krimifans wird in vielen öffentlichen Büchereien in ganz Österreich ein umfangreiches Programm geboten: In der Bücherei Zams entführt Simone Buchholz mit „Mexikoring“ in die Welt einer Hamburger Clan-Familien und der gelernte Jurist Andreas Föhr ist mit dem Justiz-Krimi „Eifersucht“ in der Stadtbücherei Schwaz zu Gast. Herbert Dutzler erzählt mit „Am Ende bist du still“ in der Universitätsbibliothek Salzburg die Geschichte einer Tochter, die auf Rache sinnt und Stefan Slupetzky schickt in der Stadtbibliothek Perg mit „Rückkehr des Lemming“ seinen schrägen Ermittler einmal mehr auf Spurensuche. Claudia Rossbacher liest in der Stadtbibliothek Traiskirchen aus „Steirerquell“, dem achten Band ihrer Steirerkrimi-Serie. In der Stadtbücherei Herzogenburg bittet Rainer Nikowitz mit „Altenteil“ zum morbiden Totentanz.