Ein Projekt in Regensburg eröffnet jungen StraftäterInnen die Möglichkeit, Bücher zu lesen statt Sozialarbeit zu absolvieren.

 

Bei kleineren Delikten von ErstäterInnen verhängt die Staatsanwaltschaft häufig kleine Strafen von beispielsweise 20 Stunden Sozialarbeit. In Regensburg wird nun eine sogenannte Leseweisung als Alternative angeboten, mit der man in anderen deutschen Städten bereits positive Erfahrungen gemacht hat.

 

Statt 20 Stunden zu arbeiten wird 15 Stunden gelesen und noch einige Male mit einer Sozialpädagogin über das Buch, über sich selbst und über die Vergehen gesprochen. Sigrid Bullard ist eine der Sozialpädagoginnen, die beim Verein kontakt e. V. das Projekt betreuen. Zwei Wochen haben die Jugendlichen Zeit, den Lesestoff zu bewältigen. Voraussetzung ist, dass die Jugendlichen gute Deutschkenntnisse haben und das Lesen nicht zu ihren Hobbys zählen. Die Jugendlichen sind zwischen 14 und 21 Jahre alt und sind bezüglich kleinen Diebstähle, Schwarzfahren, Graffiti sprühen, Schule schwänzen oder auch Mobbing straffällig geworden. Viele davon sind nicht nur ErsttäterInnen sondern auch ErstleserInnen, die vorher noch nie ein Buch ganz gelesen haben. Sie bekommen pädagogisch wertvolle Bücher zu lesen, die vielleicht auch etwas mit den Problemen zu tun haben, mit denen sie gerade kämpfen. So ist es möglich, neue Sichtweisen und Perspektiven kennenzulernen. Das Buch fungiert auch als Türöffner, denn Sigrid Bullard spricht mit den Jugendlichen nicht nur über das Buch, sondern auch über sie. Und sie käme übrigens einem, der nur so tut, als hätte er das Buch gelesen, schnell auf die Schliche.