Der Büchner-Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Er wird jährlich während der Herbsttagung der Deutschen Akademie in Darmstadt verliehen und wurde am Samstag zum 65. Mal verliehen. Unter anderem ging er an Größen wie Erich Kästner (1957), Günter Grass (1965), Heinrich Böll (1967) und Friedrich Dürrenmatt (1986).
 

Im letzten Jahr erhielt die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung der Schriftsteller Reinald Goetz, der in seinen Werken popkulturelle Idiome und brisante Medienphänomene mit literarischer Eleganz verbindet. Viele Beobachter deuteten das als Beleg, dass sich der altehrwürdige Preis in Richtung aktuelle Entwicklung öffnet.

 

Eine Deutung, die sich nun mit der Auszeichnung für Marcel Beyer bestätigt. Auch der 50-jährige Lyriker und Romancier hat einen popkulturellen Hintergrund: Von 1992 bis 1998 veröffentlichte er Artikel in der Musikzeitschrift "Spex", wo er vor allem über Dub-Musik sinnierte. Eine Vergangenheit, auf die auch die Jury in ihrer Begründung anspielte: "Er hat den Sound der Straße im Ohr, er kennt die Testgelände der ästhetischen Avantgarden, er ist vertraut mit der tückischen Magie der Medien. Seine Texte sind kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich." Wie weit Beyers Literaturbegriff gefasst ist, kam auch in seiner Dankesrede zum Ausdruck: "Sprache ist alles", sagte er bei Preisübergabe im Staatstheater Darmstadt.

 

Bekannt wurde Beyer 1995 mit seinem Roman "Flughunde". Darin erzählt er vom Zweiten Weltkrieg, von der Instrumentalisierung der Sprache durch die Propaganda und von Experimenten mit menschlichen Stimmen. Es folgten die Lyrikbände "Falsches Futter" (1997) und "Erdkunde" (2002) sowie die Romane "Spione" (2000) und "Kaltenburg" (2008). Zuletzt legte er seinen Band "Graphit" vor, eine in zwölf Jahren angewachsene Gedichtsammlung, in der er seine Erforschungen von Sprache, Landschaften und Kulturen weiter fortsetzt.

 

Neben dem Büchner-Preis wurden in Darmstadt auch noch zwei andere Auszeichnungen verliehen, jeweils mit 20.000 Euro dotiert. Die in Niederbayern geborene Sachbuchautorin Kathrin Passig erhielt den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2016. Den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2016 bekam der im Harz geborene Kulturtheoretiker und Ägyptologe Jan Assmann überreicht.

 

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