Petra Piuk bloggt: Über das Schreiben. Oder: Wir brauchen eine Schlagzeile
Das Schönste am Schreibberuf: das Schreiben, eh klar. Frühmorgens daheim, Stille. Oder anderswo. Im Kaffeehaus. Im Zug. Hashtag Zugschreiben. Liebster Hashtag.
Zweifel. Ständiger Begleiter. Hab gehört, das ist völlig normal. Na dann. Welcome.
Lesereisen. Reisen! Schlafen im Internatszimmer, im Wellnesshotel, in einem zum Bett umgebauten Klavier. Hashtag Lesereisezimmer. Vergesse ständig die Zimmer zu fotografieren. Aber darum geht’s nicht.
Interviews. OK, wenn es sein muss. Regieanweisungen: Gehen. Schauen. Mein eigenes Buch lesen. Auf einer Parkbank, im Riesenrad. Und immer wieder die Frage: Sie hassen die Heimat, oder? Nein. Wenigstens ein bisschen? Nein. Aber wir brauchen eine Schlagzeile. Eine, die einschlägt! Andere Frage: Wann werden Sie eigentlich rot beim Schreiben? Und in der Zeitung dann so sinngemäß. Das Kleid der Autorin passte nicht zur Romanfigur. Oder: Sie las mit ihrem alles überrollenden burgenländischen R. Um den Text soll es gehen, nicht um meine Aussprache, nicht um meine Kleidung, nicht um mich. Find ich halt.
E-Mails von LeserInnen. Ihr Text: peinlich, krank, erbärmlich. Ihre Ergüsse als pathologische Nestbeschmutzerin werden bald nicht mehr publiziert werden! Und das ist gut so. Siebzehn (?) Rufzeichen. Oder. Normalerweise mache ich mir nicht die Mühe, aber Ihnen muss ich schreiben: Es ist mit Abstand das schlechteste Buch, das ich je gelesen habe. Es freut mich sehr, schreibe ich, dass Sie sich in meinem Fall die Mühe gemacht haben. Mit freundlichen Grüßen. Mit wenig freundlichen Grüßen, schreibt ein anderer und in Klammer: Oder haben Sie jetzt den Hitler-Gruß erwartet.
Preise und Nominierungen. Große Freude! Freunde, also keine Freunde, Facebook-Freunde, entfreunden mich. Miese Literatur. Papierverschwendung. Wieso sie und nicht ich. Und wieder Mails von Leuten, die ich nicht kenne: Finalist ist das Letzte. Es gibt auch noch anderes außer „Schreiben“. Warum zum Weitersinken des literarischen Niveaus beitragen.
Einträge in Foren. Soll sie doch unser Land verlassen. Oder. Da muss im Bewerbungsgespräch jemand mit anderen Werten. Ich lese nicht weiter.
Kümmern um das, was wichtig ist. Mein Herzensprojekt: schreiben am markt. AutorInnen geben kostenlose Schreibworkshops am Viktor-Adler-Markt. Für alle, die sonst keinen Zugang zu Schreibworkshops haben. Alter egal. Pass egal. Geschlecht egal. Sprache egal. Soziale Herkunft egal. Um Chancengleichheit. Darum geht’s. Und um ein Miteinander. Ein Miteinander, nicht Missgunst bringt uns weiter. Find ich halt. Im Schreiben, im Kunst- und Kulturbetrieb und in der Gesellschaft generell. Gerade jetzt.
Motivation. Die vielen lieben KollegInnen. Die vielen schönen Gespräche. Meine Literaturgruppe ohne Namen. Die positiven Rückmeldungen. Gestern eine Mail von einer Schülerin erhalten, nach einer Schullesung: Positive Gedanken soll man weitergeben, dann können sie auch was bewirken. Und mir war wichtig, dass Sie wissen, dass es mir gefallen hat, und dass Sie auf jeden Fall weiterschreiben sollten. Vielen Dank, liebe F. Das werde ich. Frühmorgens daheim, Stille. Oder anderswo. Im Kaffeehaus. Im Zug. Hashtag Zugschreiben. Liebster Hashtag.