Miroslava Svolikova bloggt: die zeit der romantik ist vorbei
der autor ist ja immer eine lüge, was sag ich, die autorin. also sobald die autorin in die kamera schaut, ist es schon eine lüge, sobald der autor an der zigarre kaut mit seiner fetten hornbrille, ja, aber an das bild haben wir uns gewöhnt. an die junge autorin haben wir uns noch immer nicht gewöhnt, weil das ist noch in der phase des sozialexperiments. nichts deutet darauf hin, dass in dem frauenkörper ein gehirn drinnen ist irgendwo, dass da wirklich wer drinnen ist, da sind wir erst vor ein paar jahren draufgekommen. dass der ausländer sich nicht fremd fühlt, das wussten wir auch nicht, dass die außenseiter auch nur normale menschen sind und auch nicht dauernd wollen, dass man mit dem finger nach ihnen schmeißt, woher sollten wir das wissen. tut mir leid, das ist so eine krankheit, ich sehe immer nicht den menschen, ich sehe immer nur die kategorie, ich habe so ein verzeichnis in meinem kopf, und da muss alles sorgfältig in die schubladen rein. ich nehm dir das mal kurz da weg das müssen wir kurz da verstauen. das ist NORMALES DENKEN, dass man zuerst mit der schublade redet, und sich dann langsam zum menschen vorarbeitet, die schublade ist mir nunmal näher. denk dir, du bist eine marke, da muss man halt ein bisschen mitdenken. ja, du meine güte, so funktioniert die sprache, so funktioniert das menschliche denken, kann ja nicht ohne kategorien rumlaufen, dann schwimm ich ja den ganzen tag nur durch ein chaos durch. ja, nein, das geht nicht, das muss man ordnen irgendwie, und dann ist alles geordnet, dann kann man da eine nische freilassen, da kann sich die kunst dann drin austoben, oder wie nennen wir das, die spracharbeiter, die bildarbeiter, die sprachhandwerker. die zeit der romantik ist vorbei, wir beschäftigen uns mit etwas, es beschäftigt sich nicht mit uns. wir haben eine klare position, bitte keine manierismen. wir haben ein klares produkt mit einem klaren körper, hier ist es. das bild des autors ist immer eine lüge, weil die autorin schreibt ja nicht mit ihrem körper, der autor schreibt ja gegen seinen körper, der schreibt ja gegen seinen körper an. was hat denn ihr körper mit ihrem schreiben zu tun, oder ist ihnen die frage zu indiskret? ja, nein, ja, das ist ja nicht uninteressant, wissen sie, die ganzen körper, die ganzen körper die da immer rumlaufen, die immer über meinen bildschirm laufen, diese buchstabenkörper - ich verstehe, natürlich, ja, also, nächste frage -