Angelika Stallhofer bloggt: Mit Haut und Ohr
Können Sie mich hören? Ja? Sie hören mich gut? Sie lesen nur nicht? Sie suchen etwas zum Hören und Schauen. Nebenbei am besten. Verstehe.
Dann sind Sie hier falsch. Gehen Sie ruhig. Gehen Sie woanders hin. Nebenbei habe ich nicht, das führt mein Satzladen nicht. Das kaufe ich nicht ein, das kommt mir zu billig.
Das hier kostet Sie. Zeit. Aufmerksamkeit. Das kommt Sie teuer zu stehen. Mindestens neunzig Sekunden. Ein Vermögen also, ein stolzer Preis. Peanuts, andererseits, the poet is present.
Hier müssen Sie meine Stimme hören. Und meine Augen schauen. Die Finger. Den Mund. Hier müssen Sie zugegen sein im Spiegel. Mit Haut und Ohr, Schläfen und Hals, Kopf und Bauch.
Mit allem, was Sie bedrückt.
Mit allem, was Sie beglückt.
Hier finden Sie keine Zerstreuung. Hier tanzt es. Nach innen.
Hier spielt die Musik. Hier trommle ich in die Tasten. Hier fahr und fuhrwerke ich. Hier raufe ich mich mit der Nacht.
Schiebe die Angst unter die Zeilen. Breche die Wellen, das Gewäsch. Der alten, langarmigen Schatten.
Hören Sie, sehen Sie?
Das Gestöber, die Sterne, die Gischt?
Den Tag. Den Strand. Die Menschen. Im Wasser.
Die Länder. Die Ränder.
Das Leben.
Den Tod.
Die Menschen. Im Meer.
Die Körper – am Grund.
Spüren Sie? Es wird kalt auf der Haut. Gesetze marschieren darüber. Öffnen die Poren. Gehen tiefer. In Mark und Bein. Schlagen aufs Herz.
Dämonstrieren Sie schon? Gelten Sie als Dämon im Licht der Schatten? Tanzen Sie vor Schmerz wie ein Derwisch? Vor Wut, Empörung, Erschöpfung, vor Zorn?
Ach, Sie hören mich nicht mehr. Sie hören sich?
Wie Sie weinen und lachen? Wie Sie klingen?