Einfach anders lesen

Lese-Rechtschreibschwächen wie die Legasthenie bestimmen den Alltag vieler Kinder. Wenn es nicht so leicht fällt, Buchstaben und Zahlen richtig zu benennen oder die Bedeutung von Wörtern zu erfassen, können spezielle Übungen und Spiele helfen. 

AutorIn: 
Christina Repolust


"Sie werden nie wirklich verstehen, was es bedeutet, Legastheniker zu sein. Egal, wie lange Sie schon in diesem Bereich arbeiten, egal, ob Ihre eigenen Kinder Legastheniker sind – Sie werden nie verstehen, wie es sich anfühlt, die ganze Kindheit über gedemütigt zu werden und Tag für Tag eingeimpft zu bekommen, dass Sie es nie zu etwas bringen werden.“ So lautet die Aussage des schottischen Rennfahrers Jackie Stewart bei einer internationalen Wissenschaftstagung über Legasthenie. (1)

 

Legasthenie, Demütigungen und fehlende Definitionen

Die Leidensgeschichte von LegasthenikerInnen erzählt immer wieder von einer sehr spät, häufig erst nach Abbruch der Schule(n) erfolgten Diagnose. Die Terminologie, mit der das Phänomen der Lese-Rechtschreib-Schwäche beschrieben wird, ist vielfältig, nahezu verwirrend, am häufigsten trifft man die Ausdrücke „Legasthenie“ und „Dyslexie“ an. Dyslexie (Dys = schwierig; lexis = Sprechen, Rede, Wort) charakterisiert Probleme beim Verstehen beziehungsweise Sprechen gesprochener Sprache wie auch beim Lesen und Rechtschreiben.

 

Unkonventionelle Denker

Leseschwierigkeiten zeigen sich in der Unfähigkeit, zwischen einzelnen Buchstaben zu differenzieren oder Laute mit Buchstaben in Beziehung zu setzen. Je früher die Leseschwäche diagnostiziert wird, desto effizienter können Interventionen greifen. LegasthenikerInnen haben Schwierigkeiten, Wörter in ihrer Bedeutung zu erfassen, Wörter zu formulieren und korrekt zu schreiben, sich verbal treffend auszudrücken. Der Ziffernsturz von 31 zu 13 oder vice versa sowie das Verwechseln aufgrund der Spiegelung der Grapheme d und b, p und b, 3 und E, ei und ie und der Zahlen 9 und 6 sind die populärsten, also allgemein bekannten Erkennungszeichen von Dyslexie.

 

ForscherInnen verweisen in ihren Untersuchungen auf die unkonventionelle Denkmuster und überdurchschnittliche Kreativität von vielen LegasthenikerInnen. Mittlerweile haben sich die Erkenntnisse der Neuropsychologie auch im pädagogischen Kontext etabliert: Pädagogik und Medizin schließen sich auf diesem Gebiet nicht mehr aus, PädagogInnen und deren SchülerInnen profitieren von den Erkenntnissen der Neuropsychologie.

 

Eine Bibliothek, die entsprechende Sachliteratur zum Thema bereit hält, unterstützt Betroffene – und betroffen ist immer das gesamte Familiensystem der LegasthenikerInnen.

 

Anmerkungen: 

(1) Zitiert nach Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn. Wie der Mensch zum Lesen kam – und was es in unseren Köpfen bewirkt. Heidelberg: Springer Spektrum 2009. S.193

 

 

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