Schule & Bibliothek

In der Kooperation von Schulen und Bibliotheken liegt ein enormes Potenzial. Zum einen ergeben sich vielfältige Formen der Partnerschaft, zum anderen steigt die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen deutlich an.

AutorIn: 
Verena Gangl


Innovative Projekte und die außerschulische lesepädagogische Arbeit von BibliothekarInnen tragen dazu bei, dass Lesen bei Kindern und Jugendlichen nicht als Verpflichtung, sondern als Spaß und etwas Sinnvolles erlebt werden kann – ein wichtiger Aspekt der Lesekompetenz. Mit Sicherheit kann dort verstärkt lesepädagogische Arbeit getan werden, wo vor Ort enge Kooperationen zwischen den Schulen und Öffentlichen Bibliotheken bestehen.

 

Kooperation als Kernaufgabe

Die Kooperation mit Schulen gehört in vielen Orten zu den Kernaufgaben der Öffentlichen Bibliotheken. Traditionell zeigt die Zusammenarbeit ein breites Spektrum und reicht von Lerneinheiten in der Bibliothek und unterschiedlichen Veranstaltungen der Leseförderung wie Autorenlesungen oder Leseanimationsworkshops für Schulklassen bis hin zu Erkundungen der Bibliothek im Rahmen von Bibliothekseinführungen oder dem „Bibliotheksführerschein“. Hinzu kommt die Versorgung von Schulen bzw. deren hauseigener Leseecken und Schulbibliotheken mit Medien: entweder im Sinne einer Ergänzungsbibliothek oder einer Vollversorgung dort, wo keine eigene Schulbibliothek besteht. Vor allem in Skandinavien, das immer wieder als Vorbild hinsichtlich Lesekompetenz dient, bestehen solche Kooperationen quasi flächendeckend und ganz selbstverständlich – was auch die hohe Bindung der Bevölkerung an „ihre Bibliothek“ erklärt. Besonders Medienpakete bieten eine hervorragende Möglichkeit, Partnerschaften mit Schulen einzugehen. Diese enthalten beispielsweise Bücher, Zeitschriften, CD-ROMs, Unterrichtsmaterialien, Empfehlungslisten und Ideensammlungen und werden der Schule für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung gestellt. Medienboxen zu bestimmten Themen bieten sich hierfür ebenso an wie zielgruppenspezifische Pakete wie die Medienboxen XXS bis XL des Büchereiverbandes Österreichs. Fremdsprachige Medienboxen (z. B. aus der fremdsprachigen Bibliothek des Lesezentrums Steiermark) oder die entwicklungspolitischen Mediatheken des „Welthauses“ mit Veranstaltungen und Buchpaketen sind weitere interessante Angebote. Unterstützung bei gemeinsamen Veranstaltungen und Leseprojekten von Bibliothek und Schule bietet auch die Initiative des Bundesministeriums für bildung Frauen „Culture Connected“ im Rahmen von „Kunst macht Schule“.

 

Medienpartner Bibliothek

Die Öffentliche Bibliothek kann innerhalb einer solchen Zusammenarbeit auch gut als „Medienpartner“ wirken: Veranstaltungen und Projekte zur Förderung von Informationskompetenz im Sinne der „Teaching Library“ bieten die Gelegenheit für eine verstärkte Zusammenarbeit. Viele Schulen sehen regelmäßige und verpflichtende Besuche in der Bibliothek als festen Bestandteil des Unterrichts an. Das Konzept der Teaching Library, das in Öffentlichen Bibliotheken Österreichs noch stärker entwickelt werden muss, unterscheidet sich von herkömmlichen BenutzerInnenschulungen u. a. durch die Methodik und die Einbindung in das Curriculum: Die Lernenden recherchieren selbst nach Inhalten, beurteilen und verarbeiten sie in jenem Kontext, wofür sie diese brauchen – zum Beispiel für ein Referat. Dabei wechseln sich E-Learning-Einheiten mit Vorträgen ab u. v. m. Auch das vorwissenschaftliche Arbeiten gewinnt zunehmend an Bedeutung.

 

Schul- und Öffentliche Bibliothek

Eine besondere Kooperation, die auch infrastrukturelle und finanzielle Ressourcen nutzt sowie SchülerInnen mit den anderen BenutzerInnen zusammenbringt, ist die Einrichtung einer gemeinsamen Schul- und Öffentlichen Bibliothek, wie sie zum Beispiel in Liezen in der Steiermark existiert: Diese dient gleichzeitig als Stützpunktbibliothek für das gesamte Ennstal und für alle im „Literaturnetzwerk Liezen“ zusammengefassten Bibliotheken.

 

Lesepatenschaften und Wettbewerbe

Inhaltlich gesehen tragen auch Aktionen wie SchülerInnen-(Lese-)Patenschaften zu einer engen Kooperation bei: Ältere SchülerInnen lesen entweder mit jüngeren gemeinsam in der Bibliothek oder machen Bibliothekseinführungen, helfen bei der Recherche oder Vorbereitung eines Themas. Längerfristige Lesewettbewerbe, bei denen ein Lesetagebuch über die regelmäßig im Rahmen des Unterrichts in der Öffentlichen Bibliothek ausgeborgten Bücher geführt werden muss und am Ende ein „Lesekaiser“/eine „Lesekaiserin“ gekürt wird, eignen sich für Volksschulklassen. Für ältere SchülerInnen sind Lesewettbewerbe mit tollen Gewinnen ein Anreiz. Hier kann zum Beispiel auch fächerübergreifend mit Büchern gearbeitet werden, etwa im Fach Bildnerische Erziehung: Die Kreativbeiträge werden dann in der Öffentlichen Bibliothek ausgestellt.

 

Nicht zuletzt eignen sich umfassende Themenstellungen wie Umwelt/Energie oder globales Lernen für übergreifende Kooperationsprojekte zwischen Schule und Bibliothek.

 

Für Musikschulen (oder Schulbands) kann es spannend sein, auch einmal ein Konzert in der Bibliothek zu geben und einen Vortrag über Musikgeschichte zu hören; für Polytechnische Schulen oder Berufsschulen können Öffentliche Bibliotheken einen wichtigen Part hinsichtlich Leseförderung von lesefernen oder leseschwachen Jugendlichen übernehmen.

 

Eine enge und gelungene Zusammenarbeit zwischen Schule und Öffentlicher Bibliothek trägt in jedem Fall dazu bei, schon möglichst früh die Bibliothek als selbstverständlichen Lebens- und Lernraum zu empfinden und den SchülerInnen kontinuierlichen Zugang zu Medienangeboten und Information zu eröffnen.

 

Weiterführende Literatur

  • Friederike Harmgarth (Hrsg.): Lesegewohnheiten – Lesebarrieren. Öffentliche Bibliothek und Schule – Neue Formen der Partnerschaft. Bertelsmann Verlag 1997.
  • Ute Krauß-Leichert (Hrsg.):Teaching Library – eine Kernaufgabe für Bibliotheken. Lang Verlag 2008.

 

 

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