Ideen für die Praxis

Reime, Lieder und Spiele, Materialien wie die „Leselatte“, Veranstaltungen in der Bibliothek, gemeinsame Rituale in der Familie und natürlich passende Medien: All das sind Elemente einer Leseförderung von Anfang an. Eine Übersicht über Methoden der Lesefrühförderung.

AutorIn: 
Elisabeth Zehetmayer


Bilder und Buchstaben entdecken, mit Lauten und Wörtern spielen, Sprache und Lesefreude entwickeln – das fängt schon ganz früh an. Es ist wichtig, viel mit Babys zu sprechen und das Alltagsgeschehen mit Worten zu begleiten.

 

Gemeinsam zum Lesen

Babys lieben Texte mit Rhythmus und Melodie, betrachten gerne Bilder und hören mit Begeisterung ihren Eltern beim Vorlesen zu. Kinderreime, Lieder und Fingerspiele stimulieren die sprachliche Entwicklung und unterstützen das Gefühl der Babys für den Rhythmus der Sprache. Schon die Allerkleinsten lieben Bücher und Geschichten, wenn sie von Anfang an spielerisch herangeführt werden. Geschichten, Gedichte und andere Texte helfen ihnen, die Welt zu erschließen, sie machen feinfühliger und kritischer, regen an und ermöglichen, sich über sich selbst und die Welt besser und differenzierter zu äußern.

 

Bereits ab dem siebten Schwangerschaftsmonat stimmt sich ein Baby auf die eigene Muttersprache ein. Im Alter von drei Monaten nehmen Babys laut einer Studie eines französischen Forscherteams kurze Sätze auf und speichern sie im Hirn. Ab diesem Zeitpunkt mögen sie Farben, wollen schauen und spielen. Mit sieben Monaten ist ein Säugling in der Lage, aus einer Kette von Lauten ein Wort herauszufiltern, obwohl es für ihn noch gar keine Bedeutung hat.

 

Einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Lesefähigkeit leisten demnach die gemeinsame Bilderbuchbetrachtung und das Vorlesen von Geschichten. Beim Vorlesen ist unbedingt auf die Bedürfnisse der Kinder und ihre Einfälle einzugehen, sie müssen ausreden dürfen. Zumeist wird das Vorlesen als geradezu magisch für Körper und Sinne erlebt. Das Hören und Zuhören sind wesentliche Voraussetzungen für den Zugang zur geschriebenen Literatur und später zur eigenen Lektüre. Einfache Instrumente wie Klanghölzer regen Kleinkinder zum Singen, Spielen und Mitmachen an. Bei etwas größeren Kindern sind begleitendes Basteln, Malen und Zeichnen bewährte Kreativmethoden. Sehr beliebt ist der Einsatz von Hand- und Fingerpuppen.

 

Materialien: Lust aufs Lesen machen

Vielseitig werden Leselatten wie die Briloner Leselatte in der Lesefrühförderung an den unterschiedlichsten Orten eingesetzt. Ob im Kinderzimmer, in der Bibliothek, im Kindergarten, in Krabbelgruppen oder im Wartezimmer eines Arztes: Leselatten wecken das Interesse am Lesen und an Büchern von Anfang an und sind ein beliebtes Informations-, Werbe- und Kampagneninstrument, um auf die Angebote öffentlicher Bibliotheken aufmerksam zu machen. Sie enthalten meist konkrete Tipps zur Leseförderung für Eltern und ermöglichen einen ersten spielerisch-poetischen Zugang in die Welt der Literatur. Unter dem Titel „Das große Ich bin Ich“ haben die österreichischen KünstlerInnen Heinz Janisch und Helga Bansch die wunderschöne, poetische und künstlerisch-spielerische biblio-Leselatte des Österreichischen Bibliothekswerks geschaffen. Gemeinsam haben sie rund um die Themen Wachsen, Bücher und Sprache einen künstlerisch-poetischen Raum geöffnet, in den Kinder begeistert eintreten können. Rund um die biblio-Leselatte wachsen Brücken zu den Kindern und ihrem Elternhaus, zu Kinderkrippen und Kindergärten, zu Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Die Übersetzungen in verschiedene Sprachen sollen in Österreich lebende Kinder und Eltern aus anderen Kulturkreisen ansprechen, sie halten spannende Möglichkeiten der interkulturellen Begegnung bereit.

 

Veranstaltungen: Begegnung mit Büchern

Sehr großer Beliebtheit erfreuen sich Veranstaltungen für Eltern und/oder Kleinkinder, die verschiedenste Lesefrühförderungsaspekte beleuchten. Hier können sich Eltern über die Bedeutung der Sprachförderung und der Bilderbücher auch schon bei Babys informieren oder die gemeinsame Bilderbuchbetrachtung schulen. Eltern und Kinder tauchen gemeinsam in Geschichtenwelten ein. Durch Einsatz von Bilderbuchkinos und Kamishibais verzaubern BibliothekarInnen mühelos ganze Kleinkindgruppen. Eine besonders nachhaltige Wirkung und starke Lesemotivation erzielen AutorInnenbegegnungen bei etwas größeren Kindern.

 

Rituale: Lesen vertraut machen

Eltern und andere Familienangehörige, VorlesepatInnen etc. erhalten durch Lesefrühförderungsangebote in öffentlichen Bibliotheken neue Anregungen für das Lesen zu Hause. Nach und nach entwickeln sich eigene Leserituale, die Geduld der Kleinen beim Betrachten von Büchern wächst nachweislich. Erhöhte Aufmerksamkeit erlangt man auch mit zu den Büchern passenden Anschauungsmaterialien, zum Beispiel Gegenständen, die in den Büchern abgebildet sind. Kleinkinder sollten so früh wie möglich selbst Bücher auswählen dürfen.

 

Medien: Literatur zum Anfassen

Natürlich sollten öffentliche Bibliotheken zur Lesefrühförderung geeignete Medien anbieten. Wimmelbücher eignen sich ideal für eine Entdeckungsreise gemeinsam mit dem Kind. Auf Plastik-, Stoff- und Holzbüchern können Kleinkinder getrost herumkauen.

 

Keinesfalls fehlen dürfen Pappbilderbücher, aber auch schon einfache Bilderbücher aus Papier, da Kinder ab rund zwei Jahren schon gut blättern können. Die Texte sollten kurz, die Bilder synchron zum Text sein. Eine gute Ergänzung zu den Büchern sind Lyrik- und Kinderlieder-CDs, denn Lyrik regt zum Weiterdenken an. Bilderbuchboxen für die Allerkleinsten finden sicher dankbare Abnehmer in Krabbelgruppen und Kindergärten.

 

Weiterführende Literatur

  • Marie Luise Rau: Literacy. Vom ersten Bilderbuch zum Erzählen, Lesen und Schreiben. Haupt Verlag 2009.
  • Andrea Bertschi-Kaufmann: Das Lesen anregen, fördern, begleiten. Friedrich Verlag 2010.
  • Sylvia Näger: Literacy. Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur. Herder Verlag 2013.

 

 

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