Der deutsche Schriftsteller Ralf Rothmann erhält den mit 20.000 Euro dotierten Kleist-Preis, der an literarisch risikofreudige AutorInnen vergeben wird.

 

Jedes Jahr nominiert eine siebenköpfige Jury fünf AutorInnen als KandidatInnen und bestimmt eine Vertrauensperson, die allein den Preisträger/die Preisträgerin bestimmt. 2017 wurde die Wahl von Schauspieler, Essayist und Verleger Hanns Zischler getroffen, der auch die Laudatio am 19. November 2017 in Berlin halten wird.

 

In der Begründung der Jury heißt es: „Rothmanns Literatur ist geprägt von autobiographischen Erfahrungen, sie kommt aus der Arbeiterschaft, aus dem Kiez, sie ist meisterhaft in ihren lakonischen Alltagsschilderungen und folgt einer Ästhetik des Humanen aus genuin christlicher Verantwortung. Exemplarisch bezeugen das Romane wie "Milch und Kohle" (2000), "Junges Licht"  (2004), "Feuer brennt nicht" (2009) sowie zuletzt "Im Frühling sterben" (2015), dessen eindringliche Kriegsschilderung die Rezensentin der NZZ, Beatrice von Matt, an Bilder Goyas und an Kleists Poetologie der Unausweichlichkeit erinnerte.“

 

Die Jury des Kleist-Preises bestand 2017 aus Andrea Bartl (Universität Bamberg), Günter Blamberger (Universität zu Köln), Florian Borchmeyer (Schaubühne Berlin), Gabriele Brandstetter (Freie Universität Berlin), Florian Höllerer (Literarisches Colloquium Berlin), Michael Maar (freier Autor, Berlin)  und Sigrid Weigel (Zentrum für Literaturforschung Berlin).

 

Der Kleist-Preis hat eine lange Tradition. In den 10er und 20er des letzten Jahrhunderts wurden u.a. Hans Henny Jahnn, Bertolt Brecht, Robert Musil oder Anna Seghers ausgezeichnet. Nach der Wiederbegründung des Preises 1985 hießen die Preisträger u.a. Ernst Jandl, Herta Müller, Daniel Kehlmann und zuletzt Yoko Tawada. Der Kleist-Preis soll kein Preis für ein Lebenswerk eines Autors sein, sondern ein Preis für risikofreudige Autoren, die wie Kleist als Vordenker für die Zukunft gelten können und deren Werk von nachhaltiger literarischer Qualität zu sein verspricht. Der Kleist-Preis kann nur an deutschsprachige Autoren vergeben werden, die in den Formaten Kleists schreiben (Drama, Lyrik, Prosa, Essay) und zum Zeitpunkt ihrer Wahl mehr als ein Werk publiziert haben.“