Spiele in der Bibliothek

Eine moderne Bibliothek führt heute neben Printmedien (Büchern, Zeitschriften) auch Hörbücher, CDs, DVDs, E-Medien usw. Unsere BenutzerInnen sind Multiangebote der Einkaufszentren gewöhnt und nutzen sie auch gerne. Aber auch Spiele sind eine äußerst sinnvolle Ergänzung des Angebots, denn den meisten Erwachsenen ist klar: Spielen ist lebenswichtig … für Kinder.

AutorIn: 
Brunhilde Dressel und Heidi Hietz


Wenn wir uns fragen, warum Spielen so wichtig für die Entwicklung der Kinder ist und was in Tausenden von Spielformen, die den Menschen im Lauf seiner Entwicklungsgeschichte begleitet haben, steckt, stoßen wir auf folgende Erkenntnis: Nur wer spielfähig ist, ist auch gesellschaftsfähig. Gesellschaftsfähig ist, wer gegenwarts-, rollen- und regelfähig ist. All diese Eigenschaften erwerben wir uns im Spiel – nicht nur im Kindesalter, sondern ein ganzes Leben lang.

 

Was brauchen wir zum Spielen?

  • Spiel-Raum (Platz und Ort zum Spielen)
  • Spiel-Zeit (freie Zeit zum Spielen)
  • Spiel-Zeug (Material oder Hilfsmittel)
  • Spiel-Partner (jemanden, der mit uns spielt)
  • Spiel-Anstöße (Tipps, Anleitung, Ansporn und Ermunterung)

 

Grunde für das Angebot von Spielen in einer Bibliothek oder Spielothek (Ludothek) gibt es viele: Zum Beispiel sollten die Kinder die Gelegenheit haben, sich mit guten und oft auch teuren Spielen zu beschäftigen. Spiele in Bibliotheken bieten zudem die Möglichkeit, sie vor dem Kauf zu testen, um so Fehlkaufe zu vermeiden. Bibliotheken mit Spielen und Spielebüchern (z. B. zu Kinderfesten, Spielpädagogik) sind außerdem eine wahre Fundgrube für die Arbeit mit Kindern.

 

Welche Arten von Spielen gibt es?

Das größte Angebot besteht sicher aus Brett- und Tischspielen, dazu kommen Kartenspiele. Es gibt aber noch viel mehr Möglichkeiten als die sogenannten Outdoor-Spiele, Groß- und Bewegungsspiele. Für Kinderfeste bieten sich Spielsammlungen in Form von Spielkisten an.

 

In den letzten Jahren überschwemmten PC- und Konsolenspiele den Spielemarkt und bedeuteten eine große Konkurrenz für Brettspiele. Inzwischen hat sich der Reiz des Neuen wieder etwas gelegt.

 

Am meisten entliehen werden wohl Spiele für 4–8-jährige Kinder. Obwohl die Auswahl an hervorragenden Spielen für ältere SpielerInnen ebenfalls überwältigend ist, ist die Nachfrage bei Weitem nicht mehr so groß. Trotzdem sollte jede Altersstufe abgedeckt sein – es gibt Gruppen, die viel spielen, und auch für Partys werden immer wieder gerne Spiele entlehnt.

 

Gibt es einen Grundbestand an Spielen?

Es ist fast unmöglich, einzelne Spiele für einen Grundbestand anzuführen, da sich die Auswahl in jeder Bibliothek/Spielothek unterscheiden wird. Mit der Zeit kristallisiert sich heraus, welche Spiele erfolgreich sind. An und für sich sollten Neuerscheinungen bzw. Neuauflagen angeschafft werden.

 

Der Anteil an Spielen am Gesamtbestand ergibt sich aus den Daten der Sozialraumanalyse (je weiter das nächste Spielgeschäft oder die nächste Spielothek entfernt ist, desto größer kann das eigene Angebot sein). Mindestens 5 Prozent der Medien können ohne Weiteres traditionelle Spiele sein.

 

Wo kann man sich über Spiele informieren?

Es gibt einige Fachzeitschriften wie „Frisch gespielt“ „WIN – das Spielejournal“ oder „Spielerei“. Spielebeschreibungen und Spielekritiken findet man z. B. in der Spieldatenbank Ludorium oder im Spielemagazin H@LL9000 sowie auf den Websites der einzelnen Spieleverlage.

 

Videos vermitteln den Ablauf des Spiels (YouTube oder Vimeo). Diese Informationen sind vor allem bei der Vorauswahl behilflich, da sehr oft in der Spieleschachtel nicht das drin ist, was der Titel verspricht.

 

Hilfreich bei der Bewertung sind auch folgende Punkte: Ist das Spiel optisch ansprechend? Sind die Spielmaterialien stabil und gut verarbeitet? Kann man einzelne Spielteile nachbestellen? Ist die Spielanleitung informativ und verständlich? Wie spannend ist das Spiel? Bietet das Spiel etwas wirklich Neues? Natürlich können auch die VerkäuferInnen im Spielefachhandel beraten! Erfahrungsaustausch mit KollegInnen aus anderen Bibliotheken/Spielotheken ist ebenfalls sehr hilfreich.

 

Wie werden Spiele verwaltet?

Spielschachteln sind besser geschützt und können besser gereinigt werden, wenn sie foliert sind. Wer Einbandmaterial sparen mochte, sollte bei Schachtelboden und -deckel zumindest die Ecken mit Folien verstärken. Wichtig ist, dass die Inhaltsangabe entweder im Schachteldeckel angebracht ist (und bei Bedarf auch korrigiert wird!) oder der Inhalt aus der Spielanleitung ersichtlich ist, damit die Spielteile überprüft werden können. Bibliothekssoftwareprogramme bieten bei der Einarbeitung auch die Möglichkeit zur Eingabe von Schlagworten, die bei der Beratung und Suche sehr hilfreich sind.

 

Spiele verlieren im Gegensatz zu elektronischen Spielen nicht so schnell an Aktualität und Beliebtheit und können deshalb lange im Bestand bleiben. Trotzdem ist es empfehlenswert, nicht so erfolgreiche Spiele bzw. Spiele in schlechtem Zustand auszusortieren. Ein guter Spielhändler ist sicherlich gerne bereit, sich um verlorene Spielteile zu kümmern. Man kann Ersatzteile auch direkt bei vielen Spieleverlagen anfordern. Die meisten Verlage bieten inzwischen auch auf ihren Websites Spielanleitungen zum Downloaden an.

 

Wie werden Spiele präsentiert?

Spiele werden, wie die anderen Medien auch, in Regalen verräumt. Von Vorteil ist es, wenn nicht zu viele Schachteln übereinander gestapelt werden müssen, damit der Zugriff mühelos erfolgen kann. Spiele für jüngere Kinder sollten in den unteren Fächern eingeordnet sein. Die Altersangaben befinden sich meistens auf den Spielschachteln. Allerdings wird die Einstufung von den Verlagen recht unterschiedlich eingeschätzt.

 

Wer Großspiele und Outdoor-Spiele führt, soll darauf achten, dass sie entsprechend präsentiert werden. Ist dies aus Platzgründen nicht möglich, ist es sinnvoll, einen Spielkatalog mit den Abbildungen und eventuell weiteren Beschreibungen aufzulegen. Hinweise und Bilder auf der Bibliotheks-Homepage weisen auf dieses Zusatzangebot hin.

 

Vorrangig sind Spiele sicherlich zum Verleih bestimmt. Wenn die Platzverhältnisse es zulassen, können Spiele durchaus während den Ausleihzeiten in der Bibliothek genutzt werden (z. B. Beschäftigungsspiele in der Kinderecke). Auch betreute Spielenachmittage sind bei den Kindern sehr beliebt. So manches Spiel wird zu Hause weitergespielt, weil dann das Lesen der Anleitung wegfällt.

 

Die Mühe lohnt sich

In der Bibliothek können Medien jeder Art angeboten werden – der Erfolg wird sich mit dem Engagement der Personen, die sich mit diesen Medien befassen, einstellen! Natürlich erfordert die Verwaltung und Betreuung der Spiele (Ausprobieren der Spiele, Kontrollieren der Spielteile, Kopieren der Spielanleitungen usw.) einen hohen Aufwand. Doch die Mühe lohnt sich: Denn das Spiel war und ist ein gesellschaftlicher Kulturfaktor, der uns mit all seinen Traditionen erhalten bleiben sollte!

 

 

 

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