Fantastische Literatur
Sowohl „Harry Potter“ als auch „Twilight“ haben einen Boom im jeweiligen Genre der Zauberer-/Hexen- und Vampirromane ausgelöst. Und ebenso in keiner anderen Gattung ist die literarische Tradition so präsent und populär. Absolut unverzichtbar sind im Ausleihalltag nach wie vor die Werke von A. A. Milne, J. R. R. Tolkien, C. S. Lewis, Roald Dahl, Astrid Lindgren, Otfried Preußler, Mira Lobe, Michael Ende, Paul Maar, Christine Nöstlinger und Felix Mitterer. Bereits die mit diesen AutorInnen verbundenen Werke zeigen die strukturelle Unterschiedlichkeit der fantastischen Literatur (1): Die heiter-komische Fantastik für jüngere Kinder (Preußler, Maar), die Verschränkung von fantastischer und real-fiktionaler Welt („Pippi Langstrumpf“, „Harry Potter“), fantastische Figuren zur Bewältigung des Alltags (Lobe), selbiges unterlegt mit Sozial- und Gesellschaftskritik (Nöstlinger), die fantastische Gegenwelt („Bruder Löwenherz“, „Momo“), der Kampf mit den Mächten des Bösen in der in sich geschlossenen Fantasy-Welt (Lewis, Tolkien).
Einhörner, Feen, Meerjungfrauen
Die heiter-komische Fantastik für die Lesephase nach der Leseanfängerliteratur ist in letzter Zeit zugunsten von abenteuerlichen trivialen Serien um Einhörner, Feen, Meerjungfrauen, Dinos und Monstern zurückgedrängt worden, wiewohl sie immer noch ihren Platz hat und oft in Form von Tiergeschichten mit fantastischen Elementen (Frida Nilsson) oder witzigen Zauberer-/Hexen-/Gruselgeschichten daherkommt (Christoph Mauz: „Die Wurdelaks“). In der Fantastik für ältere Kinder wurden und werden wichtige Themen wie Macht, Gerechtigkeit und Freundschaft verhandelt (Käthe Recheis: „Der weise Wolf“, „Die Wolfssaga“; Erin Hunter: „Warrior Cats“).
Genremix
Die Fantastik scheint sich so gut wie mit jedem Genre zu vermischen. So kommen Liebesgeschichten derzeit eher im Gewand von Mystery, Vampir- und Engelsromanen als in realistischer Ausprägung daher. Historisches und Fantastik eignen sich besonders gut für eine Symbiose (Kirsten Boie: „Der kleine Ritter Trenk“; Nina Blazon: „Wolfszeit“). Historische Schauplätze, fantastische technische Erfindungen, Abenteuer- und Krimielemente mischen sich zu „Steampunk“; fantastische Krimis und Horrorgeschichten mit Thriller-Elementen gibt es ohnehin schon langer. In der utopischen Literatur spielen neuerdings Dystopien (Anti-Utopien) eine wichtige Rolle, das sind in der Zukunft spielende Romane mit negativem Szenario der Gesellschaft oder Umwelt (Suzanne Collins: „Die Tribute von Panem“).