Lesepartner Bibliothek

Österreich verfügt über ein flächendeckendes Netz von Bibliotheken. In einer zunehmend von Spannungen geprägten Gesellschaft garantieren öffentliche Bibliotheken allen BürgerInnen – unabhängig von Bildung, Herkunft und Alter – den freien Zugang zu kulturellem Wissen und zu kulturellen Aktivitäten. 

AutorIn: 
Gerald Leitner und Silke Rabus


Öffentliche Bibliotheken stehen heutzutage in vielerlei Hinsicht vor großen Herausforderungen. Aber für sie eröffnet sich auch eine einmalige Chance. Wie kaum eine andere Institution können sie dazu beitragen, gesellschaftliche Unterschiede auszugleichen und Konflikten entgegenzusteuern. 

 

Öffentliche Bibliotheken stellen für alle BürgerInnen ein breites und vielfältiges Medien- und Veranstaltungsangebot bereit. Dessen Spannbreite reicht von der Hoch- bis zur Populärkultur und umfasst Literatur ebenso wie Zeitschriften, audiovisuelle Medien und Spiele.

 

Das Bereitstellen von Literatur ist aber nach wie vor eine der Hauptaufgaben öffentlicher Bibliotheken. Als lokale Literaturvermittler sind sie die wichtigsten Literaturversorger ohne kommerzielle Interessen vor Ort. So ermöglichen sie Kindern und Erwachsenen einen lustbetonten Zugang zur Buch- und Medienkultur und unterstützen die Entwicklung der Lesefähigkeit und der Medienkompetenz. Mit Erfolg: Während allgemein die Zahl der BuchleserInnen in Österreich sinkt, können die öffentlichen Bibliotheken stetig wachsende Leserzahlen verzeichnen.

 

Erfolg mit Leseförderung

Vor allem im traditionellen Bereich der Leseförderung und Leseanimation sind Bibliotheken stark: Es gibt kaum eine öffentliche Bibliothek, die nicht Veranstaltungen für Kinder anbietet. Der Kreativität der BibliothekarInnen scheinen hierbei (außer in finanzieller Hinsicht) keine Grenzen gesetzt zu sein, das Spektrum der Veranstaltungen ist breit. Über Lesenächte, Ferienspiele, Bilderbuchkinos, Spielenachmittage oder Lesungen mit prominenten AutorInnen erreichen die Bibliotheken – oft in Kooperation mit Schulen oder Kindergärten – am leichtesten Presse und Öffentlichkeit.

 

Bibliotheksarbeit für Kinder und Jugendliche ist aus der Kulturarbeit der österreichischen Gemeinden nicht wegzudenken, Leseförderung ohne den Einsatz der öffentlichen Bibliotheken nicht leistbar. Aber auch die öffentlichen Bibliotheken profitieren von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, und speziell kleinere Büchereien auf dem Land erhalten hierdurch erst ihre Existenzberechtigung: Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist damit für öffentliche Bibliotheken sowohl gesellschaftspolitischer Auftrag als auch gesellschaftspolitische Legitimation.

 

Kinderbibliotheksarbeit als Chance und Herausforderung

Und: Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Österreichs öffentlichen Bibliotheken ist offensichtlich eine Erfolgsstory. Tatsächlich erreicht keine andere außerschulische Bildungseinrichtung derart viele Kinder. Vor grenzenloser Euphorie und Jubel sei jedoch gewarnt: Ist der dominierende Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtleserschaft ausschließlich ein Beleg für die großartige Arbeit, die die öffentlichen Bibliotheken auf diesem Sektor leisten, oder nicht auch ein Zeichen, dass sie auf anderen Gebieten ihren Aufgaben bei Weitem nicht so erfolgreich nachkommen? Zeigt nicht der Verlust an jugendlichen LeserInnen, der bei steigenden Altersgruppen an Dynamik und Dramatik gewinnt, dass öffentliche Bibliotheken nicht in der Lage sind, ihre Klientel an sich zu binden? Sind die Erfolge angesichts der Umwälzungen am Mediensektor und der damit verbundenen steigenden Vielseitigkeit der Benutzerwünsche in einer multimedialen Gesellschaft überhaupt haltbar? Und vor allem: Wie kann es gelingen, in Zeiten zunehmender Einsparungen den Kindern und Jugendlichen in öffentlichen Bibliotheken auch in Zukunft ein attraktives Medien- und Veranstaltungsangebot zu ermöglichen?

 

Gerade in der Vermittlungsarbeit für Kinder und Jugendliche haben sich die öffentlichen Bibliotheken großen Herausforderungen zu stellen. Neben einem alters- und zielgruppenadäquaten Medien- und Informationsangebot im kindgerecht adaptierten Bibliotheksraum ist neben der fachlichen mehr denn je auch die soziale Kompetenz der BibliothekarInnen gefragt. Vor allem in den Städten nehmen das soziale Gefälle und die kulturelle und sprachliche Vielfalt zu – hier haben BibliothekarInnen mit entsprechenden Angeboten zu reagieren. Die Anforderungen an die öffentliche Bibliothek als Bildungsinstitution steigen. Mit den vorwissenschaftlichen Arbeiten für SchülerInnen kommt eine neue Herausforderung auf die Bibliotheken zu.

 

 

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