FreiRaum für ALLE

FreiRaum ist ein Kursangebot an alle Menschen mit individuellem Lerntempo. Ein wichtiger Grund für die Entstehung des Projekts FreiRaum in Innsbruck war die Erkenntnis, dass die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt bereits gut voranschreitet. Das Angebot an Weiterbildung und Freizeitgestaltung ist jedoch mangelhaft, weshalb der Wunsch, ein solches Angebot zu schaffen, der Startschuss für FreiRaum war.

AutorIn: 
Renate Krammer-Stark


ALLE Menschen haben das Recht auf lebenslanges Lernen. So steht es in der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die bereits 2008 von Österreich unterzeichnet wurde. Es kann sich wohl niemand vorstellen wie es wäre, wenn wir keine neuen Dinge mehr lernen dürften. Alle Menschen wollen das, natürlich auch Menschen mit Behinderungen, da sind wir uns bei FreiRaum sicher.

 

Warum braucht es FreiRaum?

FreiRaum ist ein Kursangebot an alle Menschen mit individuellem Lerntempo. Ein wichtiger Grund für die Entstehung des Projekts FreiRaum war die Erkenntnis, dass die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt bereits gut voranschreitet. Trotzdem entstehen daraus oft keine Freundschaften. Dann bleibt für die Freizeit nur die Einzelbegleitung mit dem „bezahlten Freund“. Dieses Angebot ist wichtig, aber auch Menschen ohne Behinderung treffen sich in ihrer Freizeit gern mit anderen, die ihre eigenen Interessen und Vorlieben teilen, der sogenannten Peer-Group. Der Wunsch, ein solches Gruppenangebot zu schaffen, war der Startschuss für FreiRaum.

 

Was wird bei FreiRaum gemacht?

Jedes Jahr besuchen etwa 200 Menschen unsere Kurse. Dafür mixen wir einen Programm-Cocktail aus Ausflügen, Besichtigungen, Selbsterfahrungsgruppen und klassischen Bildungsangeboten wie „Englisch für den Urlaub“ und die „Internet-Werkstatt“. Nicht fehlen dürfen unsere Ausgehgruppen, denn gemeinsam Spaß haben und dabei etwas lernen gehören bei FreiRaum unbedingt zusammen. Nach jedem Kurs gibt es für alle TeilnehmerInnen einen Bericht mit Fotos und Text in Leichter Sprache. Bei uns bestimmen die TeilnehmerInnen das Programm mit. Damit wir wissen, welches Angebot sie sich wünschen, gibt es für alle Kursleitungen einen Evaluationsbogen und eine Reflexion. Die Ideen gehen uns deshalb nie aus.

 

Einen Teil des Programms bilden die Besichtigungen von Institutionen und die Treffen mit  Personen, die für das öffentliche Leben wichtig sind. So haben wir die Bürgermeisterin von Innsbruck und den Landeshauptmann von Tirol besucht. Sehr beliebt sind Kurse mit tierischer Beteiligung, wie „Brot backen auf dem Bauernhof“ oder „Tiere verstehen lernen mit dem Therapiehund Yuki“. Und die Baustelle zum Brenner-Basis-Tunnel ist genauso spannend wie eine Besichtigung des Truppenübungsplatzes in der Wattener Lizum auf 2000m Seehöhe.

 

Bewegung ist uns ein besonders großes Anliegen. Ob es gleich ein „Wochenende auf dem Gipfel“, das „Überlebenstraining: Starke Frauen, wilde Männer“ oder doch lieber der naturpädagogische Spaziergang „Spiel und Spaß in der Natur“ zum Aufwärmen ist, wichtig ist neben der Qualifikation vor allem die Begeisterung der Kursleitungen. Unsere Bestseller sind demnach auch die Kurse, wo Kursleitungen für Kontinuität sorgen, damit Beziehungsarbeit möglich wird. Das wissen wir alle aus unseren eigenen Bildungsgeschichten -  Lernen gelingt, wenn die Beziehung stimmt. Dann werden mitunter TeilnehmerInnen befähigt, über sich selbst und die Erwartungen aller anderen hinauszuwachsen – wie gerade erst letzten Herbst beim inklusiven Poetry Slam in der Kulturbackstube „Die Bäckerei“ in Innsbruck. Dafür haben wir im April 2017 den Bildungsinnovationspreis des Landes Tirol gewonnen – darauf sind wir sehr stolz!

 

Was wünschen wir uns für FreiRaum?

2016 ist FreiRaum 20 Jahre alt geworden, also gerade erst erwachsen. Was wir immer noch vermissen sind Geschwisterangebote österreichweit. Dafür sind wir ständig auf der Suche und würden bei der Gründung anderer FreiRäume gern Unterstützung leisten – denn nicht nur die Liebe wird mehr, wenn man sie teilt, auch die Bildung. Auf unserer Wunschliste steht außerdem eine bessere Finanzierung durch die öffentliche Hand. Dafür leisten wir auch gern Bildungsarbeit bei jenen, die dafür die politische Verantwortung tragen. Denn wir sind überzeugt – auch die Menschen in Wörgl und Reutte, in Salzburg und Klagenfurt, der Steiermark und Niederösterreich wünschen sich FreiRaum!

 

 

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