Hörbücher für Kinder und Jugendliche

Dass das Vorlesen eine entscheidende Rolle bei der Entdeckung von und der Bindung zu Büchern einnimmt, ist unbestritten. Wenn Eltern ihren Kindern nicht persönlich vorlesen können, stellt die Hör-CD eine mögliche Alternative dar.

AutorIn: 
Christian Rüscher


Eine im Jahr 2000 im Rahmen der Studie „Kinder und Medien“ durchgeführte Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass 46 Prozent der Sechs- bis Dreizehnjährigen täglich Tonträger nutzen. Eine differenziertere Untersuchung gibt an, dass die Nutzungsdauer von Tonträgern in der Gruppe der 0- bis 3-Jahrigen elf Minuten, bei den 4- bis 6-Jährigen 34 Minuten, unter den 7- bis 9-Jährigen 44 Minuten und bezogen auf die 10- bis 12-Jährigen 56 Minuten beträgt. Das heißt, dass die Dauer der Nutzung mit zunehmendem Alter steigt. Nun könnte man die Vermutung anstellen, dass den Kindern im Alter von bis zu sechs Jahren tatsachlich noch live und persönlich vorgelesen wird. Auf jeden Fall ist sicher, dass nach wie vor das Interesse an Hörbüchern bei Kindern wie Jugendlichen vorhanden ist. Diese Annahme untermauern auch die Entlehnzahlen in den Bibliotheken.

 

Da Sprechen und Hören Grundlagen für eine gelungene Kommunikation darstellen und das Zuhören bzw. die Konzentrationsfähigkeit auf das gesprochene Wort durch Audio-CDs gefördert werden, ist die Nutzung von Hörmedien zu begrüßen.

 

Tonkassetten, CDs und Downloads

Die im Jahr 1965 erstmals serienmäßig hergestellte Tonkassette wurde von der im Jahr 1983 auf den Markt gebrachten Audio-CD nahezu verdrängt. Bekannte und umsatzstarke Reihen wie „Die drei ???“ und „Fünf Freunde“ werden zwar auch im Jahr 2012 immer noch parallel als CD und Tonkassette veröffentlicht, allerdings empfiehlt sich ein Ankauf von Kassetten für Bibliotheken kaum noch. Im Großteil der Kinderzimmer und Autos sind nur noch CD-Player vorhanden und die früher speziell für Kinder designten Kassettenabspielgerate fristen ein Nischendasein. Generell ist die Nachfrage nach Kindertonträgern in Bibliotheken ungebrochen.

 

Im Jahr 2011 wurden laut dem Bundesverband Musikindustrie e.V. 13,87 Millionen Kinderprodukte verkauft – im Vergleich dazu 7,25 Millionen Hörbücher für Erwachsene. Diese Zahlen verdeutlichen den hohen Stellenwert von Kindermedien auf dem deutschen Hörbuchmarkt. Ein gut ausgebauter und ständig aktualisierter Medienbestand in diesem Bereich wirkt sich somit mit Sicherheit nach wie vor positiv auf die Entlehnzahlen aus.

 

Auch in digitaler Form sind die Inhalte inzwischen verfügbar. Der Downloadanteil bei Kinderprodukten lag 2011 auf dem deutschen Markt bei 5,4 Prozent. Auch auf Bibliotheksplattformen für den Verleih von E-Medien werden Hörbücher für Kinder und Jugendliche standardmäßig angeboten und ergänzen somit rund um die Uhr das Angebot der Büchereien vor Ort.

 

Der Hörbuchmarkt

Der Großteil der angebotenen Hörmedien sind Umsetzungen von Kinder- und Jugendbüchern. Nur ein kleiner Teil wird explizit für die Vertonung geschrieben. Wurden Hörbücher früher meist einige Zeit nach dem Erscheinen des Buches und nur von erfolgreich verkauften literarischen Vorlagen produziert, erscheinen sie heute vielfach zeitgleich. Auch produzieren Verlage vermehrt eigenständig (z. B. Oetinger, Diogenes, Beltz, Lübbe …) und verkaufen die Lizenzen nicht an spezielle Hörbuchverlage. Zudem gibt es eine Reihe von kleineren Verlagen – die neben den Big Playern interessante Programme produzieren (Hörcompany, Uccello, Silberfisch, Glückschuh).

 

Da Hörbücher von den Verlagen zum größten Teil mit einer ISBN-Nummer ausgestattet werden, sind sie gut zu recherchieren und problemlos über den Buchhandel zu beziehen.

 

Sehr empfehlenswert ist die alle zwei Monate erscheinende Zeitschrift „Bücher. Das unabhängige Literatur- & Hörbuch- Magazin“ aus dem falkemedia Verlag. Neben Hörbüchern für Erwachsene werden auch Hörbücher aus dem Kinder- und Jugendbereich besprochen. Zudem erscheint jährlich die „Hörbuch-Bibel“, in der die besten Hörbücher gesammelt vorgestellt werden.

 

 

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